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Interviewreihe: Schwanger mit MIgräne - Anonyme Betroffene (27)

Schwanger und migränebetroffen. Das ist eine wirkliche Herausforderung im Leben. In diesem Artikel nimmt dich eine anonyme Betroffene mit auf ihre Reise als Schwangere,, die an Migräne leidet und gewährt dir einen Einblick in ihren aktuellen Migrönealltag.

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Frage 1:

Stell dich gern den anderen Migräne-Mamas kurz vor. (Wie alt bist du? / Seit wann bist du schwanger? / Seit wann leidest du an Migräne?)


Hi zusammen, ich bin eine junge Frau aus Süddeutschland, die gerne anonym bleiben möchte  und bin 27 Jahre alt.


Ich bin im ersten Trimester schwanger und leide seit ich 14 Jahre alt bin, an Migräne. Leider für fast 10 Jahre komplett undiagnostiziert und unbehandelt, daher hat sie sich chronifiziert.


Meine offizielle Diagnose lautet chronische Migräne mit Aura und habe einen GdB (Grad der Behinderung) von 50.

 



Frage 2:

Wie ist die aktuelle Symptomatik deiner Migräne und wie viele Migränetage hast du etwa im Monat?


Ich habe ungefähr 12,3 Migränetage im Monat. Sie sind teilweise sehr unterschiedlich in Stärke und Dauer, doch grundsätzlich laufen sie immer so ab:


Leichtes Unwohlsein, vielleicht etwas kribbelig. Dann kommt Aura (visuelle und

neurologische Aussetzer). Ich kann nicht mehr richtig sehen, greifen und sprechen. Danach der Schmerz. Ist der vorbei, kommt das Echo (Der eigentliche Schmerz ist weg, aber wenn du dich falsch bewegst, hallt es nach).


Erst danach habe ich dann für 1 bis 3 Tage maximal Ruhe. So aufgeschrieben klingt das wirklich heftig.


Umso krasser, dass es für mich schon normal ist. Etwas, bei dem man funktioniert.



Frage 3:

Hatte deine Migräne Einfluss auf euren Kinderwunsch und hat sich deine Migräne in der Schwangerschaft Verändert?


Ja absolut hatte es Einfluss auf den Kinderwunsch. Ich habe schon bevor wir es überhaupt versucht haben, mit meinem Spezialisten besprochen was an Medikation geht und auch ob meine Prophylaxe Botox noch erlaubt ist.


Dieser „Berg der Unwissenheit“ ist ja vielen Migränepatienten bekannt, aber bei Kinderwunsch nochmal viel mehr. Immerhin geht es nicht mehr nur um dich allein.

In der Schwangerschaft hat sich meine Migräne insofern verändert, dass sie glücklicherweise nicht mehr so stark ist (zuvor regelmäßig bei Level 6-8, jetzt „nur“ noch bei 4 bis 6).


Natürlich fallen viele Medikamente weg. Ich nehme nur noch Paracetamol. Das lässt die Schmerzen nie verschwinden, dämmt sie aber etwas ein.




Frage 4:

Was sind deiner Meinung nach die grössten Herausforderungen in einem Alltag mit Migräne und Kind?


Ich denke, es wird das Thema sein, dass ich für mein Kind da sein möchte und es manchmal einfach nicht sein kann.



Frage 5:

Welchen Tipp möchtest du anderen Schwangeren Migränebetroffenen oder jenen die es werden wollen mit auf den Weg geben?


Sprecht mit euren Ärzten, aber denkt immer daran, dass IHR damit leben müsst und nicht die. Hört euch verschiedene Fachmeinungen an.


Bei mir hat mein Gynäkologe zum Beispiel schon gesagt, bevor ich schwanger wurde: „also nein Botox geht ja auch gar keinen Fall mehr und maximal eine 250g Paracetamol pro Tag.“.


Das ist so eine generalisierte Aussage, da werde ich immer noch sauer, wenn ich nur daran denke. Mein Spezialist hingegen hat sich Embryotox, Studien und

Gedanken angesehen und gemacht bevor er mir beim nächsten Termin mit Beispielen gesagt hat, was geht und was nicht geht und dass bei mir der Risiko-Nutzen das wichtigste ist. Weil Stress für das Kind kann, genauso

schädlich sein wie Medikamente oder sogar mehr.




Frage 6:

Wie sieht ein Tag mit Migräne bei dir in deiner Schwangerschaft aus?


Ich versuche meine Routine einzuhalten. Besonders mein Blutzucker muss stabil bleiben, was mit Übelkeit nicht so einfach ist. Mein Mann nimmt mir sehr viel ab und kümmert sich.



Frage 7:

Was gibt dir als Schwangere mit Migräne Kraft im Alltag? Was machst du für dein eigenes Wohlbefinden?


Ich muss tatsächlich sagen meine Familie. Wenn es mir nicht gut geht, kommt jemand vorbei und hilft und kümmert sich.


Besonders meine Schwester und zukünftige Patentante.



Frage 8:

WAs ist für dich das Schönste am Schwanger sein?


Zu sehen, was sich in meinem Körper für das Baby alles tut und dass trotz allem ich mich unsagbar auf unser Kind freue. Ich weiß, wofür ich das mache.



Frage 9:

Hast du Unterstützung während deiner Migräne? Wenn ja, wer greift dir unter die Arme?


Wie gesagt. Meine Familie und mein Mann sehr viel. in Mann. Sehr viel.



Frage 10:

Wie hat sich dein Leben mit Migräne gewandelt, seitdem du Schwanger bist?


Tatsächlich gar nicht so sehr. Ich versuche meine Routinen einzuhalten. Der Sport fehlt mir. Ich habe immer Kraftsport gemacht aber durch die Übelkeit, Kreislauf, Migräne und absolute Müdigkeit schaffe ich es nicht mehr, regelmäßig trainieren zu gehen. Dafür gehe ich viel spazieren. Sobald das mit den reinen

Schwangerschaftssymptomen besser ist, bin ich auch wieder am Trainieren.




Frage 11:

Was hast du durch deineMigräne schon alles gelernt?


Auf mich und meinen Körper zu achten und anderen Menschen mental auch mal den Finger zu zeigen.



Frage 12:

Möchtest du werdenden Mamas mit Migräne und allen anderen Migränebetroffenen noch etwas mit auf den Weg geben was dich beschäftigt?



Ich kann nur nochmal wiederholen, wie wichtig es ist, auf euren Körper zu hören. Euch geht’s nicht gut? Bleibt daheim oder geht früher.


Laut meinem Spezialisten ist es für jemanden mit Migräne sehr schwer, ins Beschäftigungsverbot zu kommen. Ich persönlich möchte das auch gar nicht, weil mir sonst zu viel meiner wichtigen Routine fehlt, aber so ein Schein, mit dem ich leichter sagen kann, es geht mir heute nicht gut, wäre schon schön.


Die Akzeptanz von Migräne und Schwangerschaftsbeschwerden ist leider in vielen Bereichen einfach noch gering. Mir darf keiner mehr sagen „du bist schwanger, nicht krank“. Nein ich bin schwanger und habe eine chronische Krankheit.


Jeder Mensch würde mit meinen Symptomen erstmal krankgeschrieben werden zur Erholung und keiner würde Anstoß finden, aber bei so etwas (schwanger und Krankheit) heißt es plötzlich muss ja gehen. Nein muss es nicht. Nimm dir die Auszeit, wenn du sie brauchst.



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