Interviewreihe: Migräne in der Schwangerschaft - „Ich hatte gehofft, dass die Migräne in der Schwangerschaft besser wird. aber sie ist geblieben.“
- Simone Bungarz

- 29. Okt.
- 4 Min. Lesezeit
Ein ehrliches Interview mit einer werdenden Mama über Migräne, Ängste und Hoffnung.
Migräne in der Schwangerschaft: Für viele Frauen bedeutet das eine Gratwanderung zwischen Freude und Erschöpfung. Unsere heutige Gesprächspartnerin (33) ist in der 26. Schwangerschaftswoche und erwartet ihr erstes Kind. Sie teilt mit uns offen, wie sie mit ihrer Migräne lebt, welche Sorgen sie begleiten und was ihr trotzdem Kraft gibt.

Frage 1:
Stell dich gern den anderen Migräne-Mamas kurz vor. (Wie alt bist du? / Seit wann bist du schwanger? / Seit wann leidest du an Migräne?)
Ich bin 33 Jahre alt, möchte im Interview gerne anonym bleiben, bin in der 26. Schwangerschaftswoche und zum ersten Mal schwanger. Meine Migräne begleitet mich seit meiner Jugend, also schon seit etwa 18 Jahren. Im Schnitt habe ich etwa vier bis sechs Migränetage im Monat, und leider hat sich das auch jetzt in der Schwangerschaft nicht verändert.
Frage 2:
Wie ist die aktuelle Symptomatik deiner Migräne und wie viele Migränetage hast du etwa im Monat?
Meine Attacken sind ähnlich wie vor der Schwangerschaft: einseitiger, pochender Schmerz, starke Lichtempfindlichkeit und Übelkeit. Früher konnte ich einfach Triptane nehmen, aber das versuche ich nun an manchen Tagen für mein Baby zu vermeiden. Ich versuche, mit Ruhe, Dunkelheit und Pfefferminzöl zu arbeiten. Im Moment komme ich auf etwa vier Migränetage im Monat.
Frage 3:
Hatte deine Migräne Einfluss auf euren Kinderwunsch und hat sich deine Migräne in der Schwangerschaft Verändert?
Ja, die Migräne hat unseren Kinderwunsch beeinflusst. Ich habe lange gezweifelt, ob ich das schaffen kann . Diese Verantwortung zu tragen, obwohl ich regelmäßig ausfalle. Aber der Wunsch nach einem Kind war stärker. Ich hatte gehofft, dass die Migräne in der Schwangerschaft nachlässt, wie es bei vielen Frauen passiert. Leider blieb sie gleich. Ich bin aber froh, dass sie nicht schlimmer geworden ist.
Frage 4:
Was sind deiner Meinung nach die größten Herausforderungen in einem Alltag mit Migräne und Kind?
Ich glaube, das ist das, wovor ich mich am meisten fürchte: Migräne zu haben, wenn das Baby da ist und mich braucht. Eine Attacke bedeutet völlige Reizüberflutung, Rückzug, Ausfall. Ich versuche, mich darauf vorzubereiten, durch Organisation, durch Unterstützung und auch durch die innere Haltung, dass nicht alles perfekt laufen muss.
Frage 5:
Welchen Tipp möchtest du anderen Schwangeren Migränebetroffenen oder jenen die es werden wollen mit auf den Weg geben?
Mein wichtigster Tipp: Sprecht offen über eure Migräne. Mit dem Partner, der Hebamme, dem Arzt. Und habt kein schlechtes Gewissen, wenn ihr Pausen braucht. Schuldgefühle helfen niemandem. Selbstmitgefühl dagegen sehr. Wir geben unser Bestes, und das ist genug.
Frage 6:
Wie sieht ein Tag mit Migräne bei dir in deiner Schwangerschaft aus?
Wenn ich morgens schon mit diesem dumpfen Gefühl im Kopf aufwache, weiß ich: Heute wird es schwer. Dann versuche ich, alles ruhig zu halten, den Raum abzudunkeln, viel Wasser zu trinken und einfach loszulassen. Ich schlafe dann viel. Mein Partner übernimmt in dieser Zeit den Alltag. Das gibt mir die Möglichkeit, wirklich zu regenerieren.
Frage 7:
Was gibt dir als Schwangere mit Migräne Kraft im Alltag? Was machst du für dein eigenes Wohlbefinden?
Ich versuche, mir jeden Tag kleine Inseln der Ruhe zu schaffen: eine Tasse Tee auf der Couch, einen Spaziergang, sanftes Yoga oder Meditation. Am meisten Kraft gibt mir aber der Gedanke an mein Baby. Zu wissen, dass all das für etwas Wunderschönes passiert, hilft mir durch viele dunkle Stunden.
Frage 8:
Was ist für dich das Schönste am Schwanger sein?
Das Schönste am Schwangersein sind die Bewegungen zu spüren, dass da wirklich ein kleines Leben in mir wächst. Dieses Gefühl lässt mich den Schmerz manchmal vergessen und gibt mir Zuversicht.
Frage 9:
Hast du Unterstützung während deiner Migräne? Wenn ja, wer greift dir unter die Arme?
Mein Partner ist meine größte Stütze. Er merkt schnell, wenn es mir schlechter geht, und übernimmt dann automatisch Aufgaben. Auch meine Familie ist informiert und wird mich im Wochenbett unterstützen. Das gibt mir Sicherheit und nimmt viel Druck. Mann. Sehr viel.
Frage 10:
Wie hat sich dein Leben mit Migräne gewandelt, seitdem du Schwanger bist?
Früher habe ich mich oft gegen die Migräne gestemmt, wollte funktionieren. Jetzt lerne ich, auf meinen Körper zu hören. Ich nehme Pausen ernster und übe mich in Akzeptanz. Das ist nicht immer leicht, aber unglaublich heilsam.
Frage 11:
Was hast du durch deine Migräne schon alles gelernt?
Migräne zwingt dich, Kontrolle abzugeben. Das ist hart, aber es lehrt dich, milder mit dir zu sein. Ich habe gelernt, dass Pausen kein Zeichen von Schwäche sind. Ich darf auch an schlechten Tage genug sein!
Frage 12:
Möchtest du werdenden Mamas mit Migräne und allen anderen Migränebetroffenen noch etwas mit auf den Weg geben was dich beschäftigt?
Ich wünsche mir, dass wir Migräne-Betroffenen, besonders in der Schwangerschaft ,mehr Verständnis erfahren. Wir leisten so viel, oft im Stillen. Es ist keine Schwäche, Hilfe anzunehmen. Und auch wenn die Angst manchmal groß ist: Es ist möglich, Mama zu werden und Migräne zu haben. Nur vielleicht ein bisschen anders, als wir es uns ursprünglich vorgestellt haben.
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